VonLena Machetanz, Ärztin
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Ein Stoma ist eine künstlich geschaffene Verbindung von einem Hohlorgan zur Körperoberfläche. Typische Beispiele einer Versorgung mit einem Stoma sind der künstliche Darmausgang und der künstliche Blasenausgang. Die Stoma-Anlage kann entweder eine vorübergehende Lösung oder aber dauerhaft notwendig sein. Lesen Sie alles über die verschiedenen Stomata, wann sie angewandt werden und welche Risiken sie mit sich bringen.
Was ist ein Stoma?
Ein Stoma bezeichnet eine künstliche Verbindung zwischen einem Hohlorgan und der Körperoberfläche, also eine angelegte Körperöffnung. Beispiele hierfür sind:
- das Gastrostoma (Magen-Stoma) zur künstlichen Ernährung
- das Enterostoma (künstlicher Darmausgang) zur Stuhlausscheidung
- das Urostoma (künstlicher Blasenausgang) zur Harnausscheidung
Der Eingriff, in dem der Arzt das Stoma anlegt, wird – je nach betroffenem Organ – Gastrostomie, Enterostomie oder Urostomie genannt.
Je nach Grunderkrankung und vorangegangenen Operationen kann die Stomaversorgung nach einiger Zeit wieder beendet werden; dann kann der Arzt auch eine Stoma-Rückverlegung durchführen. In vielen Fällen ist jedoch die dauerhafte, also lebenslange Anlage eines Stomas notwendig.
Wann legt man ein Stoma an?
Die Stomaversorgung dient in erster Linie dazu, den Patienten beim Aufnehmen oder Ausscheiden zu unterstützen, sofern das auf natürlichem Weg nicht mehr möglich ist.
Gastrostoma
Ein Gastrostoma wird angelegt, wenn der Patient eine künstliche Ernährung benötigt, zum Beispiel bei Nervenschädigungen, die zu Schluckstörungen führen, Erkrankungen der Speiseröhre oder Verletzungen im Hals- und Gesichtsbereich.
Urostoma
Der künstliche Blasenausgang unterstützt den Patienten beim Ausscheiden von Urin. Der Arzt legt das Urostoma an, wenn aufgrund einer Grunderkrankung (etwa Blasenkrebs) die Harnblase entfernt werden musste oder wenn eine Funktionsstörung der ableitenden Harnwege vorliegt.
Urostoma
Wann ein künstlicher Blasenausgang nötig ist, wie er angelegt und gepflegt wird, lesen Sie im Beitrag Urostoma.
Enterostoma
Die Versorgung mit einem Enterostoma, also einem künstlichen Darmausgang, erfolgt, wenn der Patient nicht mehr auf natürlichem Wege seinen Darm entleeren kann, vor allem bei chirurgischen Entfernungen des Enddarmes, etwa als Folge einer entzündlichen Darmerkrankung oder Krebs.
Künstlicher Darmausgang
Wann ein künstlicher Darmausgang nötig ist und wie damit die Darmausleerung funktioniert, lesen Sie im Beitrag Künstlicher Darmausgang.
Was macht man beim Anlegen eines Stomas?
Vor dem Einrichten des Stoma erhält der Patient eine Vollnarkose. Dadurch verspürt er bei dem Eingriff keine Schmerzen und verbringt die Operation schlafend. Der Chirurg reinigt nun sorgfältig die Haut des Patienten mit einer desinfizierenden Lösung. Dann deckt er ihn unter Aussparung des Operationsgebietes mit sterilen OP-Tüchern ab.
Gasterostomie
Für die mittlere und langfristige künstliche Versorgung eines Patienten mit Nahrung über ein Stoma wird normalerweise die Perkutane endoskopische Gastrostomie angewendet. Hierbei wird der Eingriff über ein Endoskop begleitet und gesteuert. Zuerst wird das Endoskop über die Speiseröhre in den Magen geschoben. Mithilfe der Gerätschaft wird der Magen aufgeblasen und eine Stelle an der Vorderwand des Magens ausgesucht. Dort wird der Patient punktiert und eine Ernährungssonde eingeführt. Diese wird innen und außen am Magen befestigt.
Enterostomie
Der Chirurg verschafft sich entweder durch einen Bauchschnitt (Laparotomie) oder über eine Sonde Zugang zur Bauchhöhle. Das weitere Operationsverfahren hängt davon ab, ob der Patient durch ein endständiges Stoma oder ein doppelläufiges Stoma versorgt werden soll:
Urostomie
Für die Urostomie stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung: Nach Entfernung der Harnblase werden Patienten vor allem mit einem Ileum-Conduit oder einer Harnleiter-Hautfistel versorgt. Kann die Harnblase erhalten werden, wird ein sogenanntes Mitrofanoff-Stoma angelegt.
Welche Risiken birgt ein Stoma?
Die Anlage eines Stomas ist kein komplizierter Eingriff und wird häufig vorgenommen. Dennoch gibt es einige Risiken, die trotz sorgfältiger Einhaltung der derzeitigen Standards mit einer Stomaversorgung einhergehen. Grundsätzlich steigt die Gefahr für Komplikationen mit der Tragedauer.
Risiken des Gastrostomas
Folgende Probleme können bei der Versorgung mit einem Gastrostoma auftreten:
- Verstopfen der Magensonde
- Innere oder äußere Druckverletzungen, die zum Absterben von Gewebe führen
- Ansammlung von Luft in der Bauchhöhle oder der Bauchwand
- Überschießende Neubildung von Gewebe, das eventuell mit Lasertherapie oder chirurgisch entfernt werden muss
Risiken des Urostomas
Die Komplikationen, die bei einem Urostoma auftreten, entnehmen Sie bitte dem Beitrag Urostoma.
Risiken des Enterostomas
Die Komplikationen, die bei einem Künstlichen Darmausgang auftreten, entnehmen Sie bitte dem Beitrag Künstlicher Darmausgang.
Was muss ich mit einem Stoma beachten?
Die tägliche und sorgfältige Stomapflege hilft dabei, Infektionen und Hygieneproblemen vorzubeugen. Leeren Sie den Beutel täglich, um Hygieneprobleme zu vermeiden! Speziell geschulte Stomatherapeuten können Ihnen noch im Krankenhaus zeigen, wie Sie Ihren Stomabeutel wechseln und was sie dabei beachten müssen. Wenn Sie selbst aufgrund Ihrer Grunderkrankung nicht mehr in der Lage sind, die Stomapflege alleine durchzuführen, werden Sie vom Pflegepersonal oder Pflegedienst unterstützt.
Sie können mit dem Stoma weiterhin sportlichen Aktivitäten nachgehen, solange Ihre Grundverfassung das erlaubt. Hierfür empfiehlt sich das Tragen einer individuell angepassten Stomabandage, die bei Belastungen des Bauchraumes einen Gegendruck erzeugt. Für Wassersportarten gibt es außerdem anlegbare Wasserschutzgürtel.
Selbsthilfegruppen
Der Austausch mit anderen Betroffenen mit einem Stoma ist für viele Patienten hilfreich bei der Gewöhnung an ein Leben mit einem künstlichen Darm- oder Blasenausgang. Für Patienten mit einem Stoma gibt es zahlreiche Selbsthilfegruppen, zum Beispiel von der Fachgesellschaft Stoma Kontinenz und Würde e.V. oder der Deutschen Solidargemeinschaft von Stomaträgern und von Menschen mit Darmkrebs sowie deren Angehörigen.
Unterwegs mit Stoma
Für Reisen kann es für Stoma-Besitzer sinnvoll sein, sich ein spezielles Reisezertifikat zu beschaffen. Dieses wird vom Selbsthilfeverband der Europäischen Stomaträger entworfen und muss von einem Arzt unterzeichnet werden. Mit diesem Zertifikat werden ausländische Behörden, insbesondere auch das Flughafenpersonal, über das Stoma aufgeklärt. So wird verhindert, dass Ihnen auf einer Reise bei einer Kontrolle der Stomabeutel ohne Anwesenheit eines Arztes abgenommen werden kann.
Autoren- & Quelleninformationen
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Wissenschaftliche Standards:
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Autor:
Lena Machetanz
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Quellen:
- Andreae, S. et al.: Gesundheits- und Krankheitslehre für die Altenpflege, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2011.
- „Ernährungsempfehlungen bei künstlichem Darmausgang“, Deutsche Krebsgesellschaft, Stand 2015.
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- Jelinek, T.: Kursbuch Reisemedizin, Georg Thieme Verlag, 2012.
- Kreis, M. & Straßburg, J.: Moderne Chirurgie des Rektumkarzinoms, Springer Verlag, 2015.
- Lauber, A. & Schmalstieg, P.: Pflegerische Interventionen, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2012.
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- Von Schweinitz, D. & Ure, B.: Kinderchirurgie: Viszerale und allgemeine Chirurgie des Kindesalters, Springer Verlag, 2009.
- Wiesinger, G. & Stoll-Salzer, E.: Stoma- und Kontinenzberatung, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2012.